Fluchtland Gambia
Relativ weit oben in der Asylbewerberstatistik in Baden-Württemberg stehen Flüchtlinge aus dem kleinen afrikanischen Land Gambia. Von dort kommen mehr Menschen in den Südwesten als z. B. aus der Diktatur Eritrea. In vielen Fällen ist nicht klar, ob sie Verfolgte sind oder Armutsmigranten. Die Anerkennungsquote liegt bei ca. 2 %.
Gambia in Westafrika wird vollständig vom Staat Senegal umschlossen, mit Ausnahme eines kurzen Küstenabschnittes am Atlantischen Ozean. Das Land ist der kleinste Staat des afrikanischen Festlandes. Gambia hat rund 1,7 Millionen Einwohner mit vielen Bevölkerungsgruppen. In Gambia liegt das mittlere Alter bei ca. 18 Jahren. Über 50% der Bevölkerung können nicht lesen und schreiben.
Wirtschaft
Gambia ist eines der ärmsten Länder der Welt, etwa jeder Zweite lebt unter der Armutsgrenze. 2003 belief sich der Anteil der Bevölkerung mit einem Einkommen von weniger als 1 US-Dollar pro Tag auf rund 60%. Gambia besitzt keine Bodenschätze die sich wirtschaftlich nutzen lassen – Landwirtschaft, Tourismus und Fischerei sind die Haupterwerbszweige des Landes. Viele junge Männer zieht es ins Ausland, von wo aus sie Geld in die Heimat schicken. Gambia ist wirtschaftlich auf diese Geldüberweisungen angewiesen.
Religion
Gambias Bevölkerung ist zu 90 Prozent muslimisch, neun Prozent christlich und etwa ein Prozent gehört traditionellen afrikanischen Religionen an. Zwischen allen Religionen herrscht eine ruhiges und friedliches Zusammenleben. Der Islam hat bisher nur wenig Einfluss auf die Politik.
Politik
Das kleine Gambia ist kein demokratischer Staat. Präsident Yahya Jammeh kam 1994 durch einen Putsch zur Macht, wurde später „demokratisch“ wiedergewählt, gilt aber eher als Diktator. Als Studenten und Schüler im Jahr 2000 gegen ihn demonstrierten, ließ er in die Menge schießen. Zehn Jahre später schlug Jammeh einen Umsturzversuch blutig nieder. Menschen verschwanden, die Todesstrafe wurde wieder eingeführt. 2012 wurden neun politische Häftlinge hingerichtet, die ersten Hinrichtungen in Gambia seit 30 Jahren. Seit dem Jahr 2014 häufen sich Berichte über massive Menschenrechtsverletzungen, u.a. über Folter, außergerichtliche Hinrichtungen und die Verfolgung von Homosexuellen. Die EU und USA froren daraufhin ihre wirtschaftlichen Förderprogramme für Gambia ein. Präsident Jammeh suchte darauf hin neue Verbündete in Nahost und verstärkte die islamische und antiimperialistische Propaganda. Nach einem gescheiterten Putschversuch 2014 verschärften sich die Repression. Die Polizei ist berüchtigt und immer dabei sind die Männer des NIA, der „National Intelligence Agency“. Jeder in Gambia hat Angst vor ihnen.
Quellen
Focus Online - Flüchtlinge: Flucht vor dem Diktator: Warum Gambier nach Deutschland kommen
Spiegel Online - Bericht eines Mittelmeer-Flüchtlings: Kemos Reise
Schwäbische Zeitung - Ein Flüchtling schöpft erstmals Hoffnung