Von Fluchtrouten und Rettungseinsätzen im Mittelmeer

Rettungsschiff Aquarius am Ausguck: Suche nach in Seenot geratenen Flüchtlingen.

Im Rahmen der Doppelausstellung "Gesichter einer Flucht“ und „Asyl ist Menschenrecht" haben die Veranstalter einen Themenabend rund um Fluchtrouten und Rettungseinsätze im Mittelmeer initiiert.

Nach der Begrüßung im Namen der Veranstaltenden und der Einführung in das Thema berichteten ein Flüchtling und ein Rettungshelfer über ihre Erlebnisse.

Andreas Bühler leitete die Erzählung von Said, einem Flüchtling aus Syrien, ein. Die Fluchtgeschichte von Said kennt Bühler nach eigenem Bekunden eigentlich ganz gut. Doch im Gespräch mit Said wird ihm jedes Mal klar: Er wird diese Geschichte – abgesehen vom zeitlichen und inhaltlichen Ablauf – nie wirklich erfassen. Wenn Said von der Flucht erzählt, erkennt Bühler, dass nur der, der das alles selbst erlebt hat, sagen kann: Ich kenne die Geschichte. Beim Themenabend berichtete Said nun hautnah von seinen Erfahrungen auf der Flucht mit Frau und drei Kinder. Von der Türkei ging es über das Mittelmeer nach Griechenland, um über die Balkanroute nach kaum vorstellbaren Strapazen endlich Deutschland zu erreichen. Wie tief die Erlebnisse auch nach zwei Jahren noch sitzen, verdeutlicht der Umstand, dass er beim Erzählen mehr als einmal ins Stocken geriet.

Danach berichtete Sebastian Hirtle im Rahmen einer Diashow sehr lebendig von seinem Einsatz auf dem Rettungsschiff Aquarius. Als ausgebildeter Notfallsanitäter wollte er nicht länger zusehen, sondern aktiv helfen. Daher leistete er drei Wochen lang freiwillig Rettungsdienst auf der Aquarius, die in dieser Zeit vor der libyschen Küste Flüchtlingsboote aus Seenot rettete. Zu erfahren, wie schwierig und belastend es ist, bei Rettungseinsätzen bis zu 600 Menschen aus seeuntüchtigen Booten zu retten und zu versorgen, war sehr eindrücklich. Hirtle berichtete aber auch von schönen und bewegenden Momenten, etwa als ihm die Flüchtlinge an Bord ein „Happy Birthday“-Geburtstagsständchen brachten.

Den Schlusspunkt des Abends bildete der aufrüttelnde Dokumentarfilm „Minden Replying“. Der Inhalt des Films wird auf der Webseite wie folgt wiedergegeben: „Die Fahrt über das zentrale Mittelmeer gilt für Flüchtlinge als eine der tödlichsten Routen der Welt. Hier, wo täglich Menschen auf der Flucht ertrinken, setzt der Seenotrettungskreuzer Minden mit seinen ehrenamtlichen Helfern ein Zeichen gegen die Gleichgültigkeit. Der Film nimmt den Zuschauer mit auf die achte Mission des Schiffs, zeigt die riskanten Rettungsabläufe und entblößt die unmenschlichen Zustände vor den Toren Europas. Dabei geraten auf dem Meer nicht nur die Hilfesuchenden, sondern auch die Helfer an die Grenzen des Machbaren.“

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